Seit über hundert Jahren begeistert Matador mit Konstruktionsspielzeug aus Holz – Made in Austria. Was 1903 als geniale Idee eines Ingenieurs begann, ist heute ein Spielwarenklassiker mit pädagogischem Anspruch und einem klaren Bekenntnis zu nachhaltiger Produktion. Wir haben mit Geschäftsführer Michael Tobias gesprochen – über Generationen, Werte und die Magie, wenn aus Holzklötzen ganze Welten entstehen.
Hallo Michael, Matador ist ein echter Klassiker unter den Spielwarenmarken. Was macht für dich den besonderen Reiz eurer Baukästen aus?
Matador ist eine klassische Spielwarenmarke, die seit 1903 existiert und damit bereits über 120 Jahre Geschichte hat. Der größte Reiz war immer schon die Universalität der Baukästen. Das bedeutet, man kann aus einem unserer Kästen nicht nur eine Sache machen, sondern beliebig viele Dinge bauen. Du kannst beim Verwenden dieses Spielzeugs deiner Kreativität freien Lauf lassen und gleichzeitig unterschiedliche Fertigkeiten üben und schulen.

Gibt es ein Motto oder einen Leitsatz, der dich bei deiner Arbeit begleitet?
Ja das gibt es. Mir war es in meinem Leben immer wichtig etwas zu machen, das für mich Sinn macht. Ich wollte nie etwas erzeugen, das niemand braucht oder nicht meinen Überzeugungen entspricht. Das heißt, für mich ist Matador ein Produkt – würde es fehlen, würde der Welt etwas fehlen. Es ist einzigartig in seiner Herstellung und es bereichert die Entwicklung der Kinder.
Warum fasziniert Matador Kinder – und Erwachsene – auch heute noch, in einer Zeit voller digitaler Angebote?
Das sind für mich zwei Fragen. Zum einen denke ich, dass in der heutigen Zeit, wo bereits Volksschüler sich in der digitalen Welt bewegen und mitunter schon Smartphones haben, es besonders wichtig ist ein haptisches Spielzeug anzubieten, das rein analog funktioniert. Das sind für mich Dinge wie die eigene Kreativität und motorische Abläufe zu fördern, die Kinder in ihrer Entwicklung brauchen, um sie später zu beherrschen. Das kommt sonst alles nicht von selbst.
Das zweite ist der Spaß. Ein gutes Spielzeug bringt immer eine gewisse Erfahrung und lässt die Kinder etwas lernen. Das Allerwichtigste ist aber, dass die Kinder Freude daran haben und es Spaß macht, sonst spielen sie es nicht. Matador ist in dieser Hinsicht ein Produkt, das für die Kinder sehr lange interessant bleibt, weil sie immer wieder etwas Neues damit schaffen können. Je nachdem wie sich das Kind entwickelt, werden auch die gebauten Modelle „wachsen“ und mitunter komplexer oder größer werden.

Wie du bereits erzählt hast, gibt es Matador schon über 120 Jahre. Unterliegt auch ihr gewissen Trends, die der Markt vorgibt?
Es gibt immer Trends im Spielwarenmarkt und die große Gemeinsamkeit der meisten Trends liegt darin, dass sie nicht lange andauern. Uns gibt es sicher deshalb schon so lange, weil wir zum einen eine bestimmte Nische darstellen und weil wir in Qualität, Funktion und Nachhaltigkeit, die Eigenschaften unserer Baukästen immer beibehalten haben.
Dein Unternehmen produziert in Niederösterreich – ein klares Bekenntnis zur Region. Warum ist dir das wichtig?
Die Regionalität, speziell mit dem Anspruch „aus Österreich“ war mir aus Gründen der Nachhaltigkeit immer sehr wichtig. Matador war schon immer ein österreichisches Produkt und die Wertschöpfung war nahezu durchgehend immer hier. Der Standort in Niederösterreich ergibt sich auch aus meiner persönlichen Herkunft, während unser Holz aus Salzburg stammt.
Neben der Nachhaltigkeit geht es aber auch um qualitative Ansprüche. Wir haben in der Herstellung kein einfaches Produkt, es ist sehr technologisch mit einem sehr hohen Anspruch an Genauigkeit, der über klassische Holzbearbeitung hinausgeht. Dafür haben wir speziell ausgebildetes Personal, das mit dem Holz in der notwenigen Art und Weise umgehen kann. Das wäre international sicherlich noch schwieriger umsetzbar als hier vor Ort.
Holz steht bei Matador im Mittelpunkt. Was schätzt du an diesem Werkstoff besonders?
Das Schöne an Holz ist, dass genaugenommen kein einziges Stück gleich dem anderen ist. Jedes einzelne Objekt in unseren Baukästen ist ein kleines Unikat. Wir arbeiten mit Buchenholz, einem Hartholz und neben der eigenen Maserung jedes Teils, kann Buchenholz bei der gleichen Größe bis zu 30% Gewichtsunterschied haben – je nachdem wie schnell und in welchem Klima es gewachsen ist. Ein Holz aus kühleren Regionen hat engere Jahresringe und ist kompakter. Jedes Stück ist einfach anders und das ist für mich das faszinierende an Holz.
Gibt es ein Detail oder einen Aspekt an Matador, den viele Menschen unterschätzen oder gar nicht kennen?
Tatsächlich ist es die technologische Herausforderung unsere Baukästen zu produzieren. Wir arbeiten mit einer Genauigkeit von 5 Hundertstel Millimeter und das kennt man sonst nur mit anderen Materialien wie Metall. Ein Tischler arbeitet gewöhnlich nicht im Bereich der Hundertstel oder Zehntel Millimeter. Die Maßeinheit der Tischlerei ist nicht einmal der Millimeter, sondern der Zentimeter.
Wir müssen aber so genau arbeiten, weil sonst die Toleranzen von mehreren Teilen, die beim Spielen gestapelt werden, jeden stabilen Aufbau verhindern würden. Um das zu erreichen haben wir teilweise eigene Maschinen gebaut.
Standardmaschinen, die es für Tischlerei am Markt gibt, sind im besten Fall bis zu einem Zehntel Millimeter genau einstellbar, auch hier mussten wir uns mit eigenen Lösungen helfen, um zu unseren Toleranzen zu kommen. Wenn ich das erzähle, ist das meist die größte Überraschung, wenn es um unsere Arbeit geht.
Hinzu kommt noch das Wissen um den Werkstoff Holz und aus welchen Teilen des Baumes, welcher Bauteil von Matador hergestellt werden kann. Da greift unser Team auf jahrzehntelange Erfahrung zurück.

Viele Eltern erinnern sich an Matador aus der eigenen Kindheit. Was bedeutet es für dich, ein so emotional besetztes Produkt weiterzuführen?
In meiner 30-jährigen Geschichte mit Matador sind mir schon einige besondere Geschichten passiert. Teilweise waren es Menschen im Alter meiner Eltern, die mit Matador Teile ihrer Kindheit verbinden und voller Rührung ihre Emotionen geteilt haben. Das ist dann nicht nur das Spielzeug, sondern die Erlebnisse rund um das Spielzeug, an die sie sich erinnern.
Das geht sehr nahe und nicht nur ich, sondern das ganze Team freut sich über solche Momente. Das gibt uns die Motivation dieses schöne Stück Geschichte zu erhalten.
Hast du als Kind selbst gern gebaut – und wenn ja: Womit?
Ich habe als Kind sehr gerne gebaut. Ich muss aber dazu sagen, ich hatte zwei Brüder und wir hatten nur wenig Matador. Das wurde oft schon von den Brüdern aufgebaut und dann war nicht immer genug da – ich glaube für uns drei hätte es sowieso nie genug davon geben können (lacht).
Aber als ich Matador übernommen habe, waren es speziell diese Erinnerungen, die mich motiviert haben, es genau in dieser Form weiterzuführen. Es war der Spaß, an den ich mich am meisten erinnert habe und gleichzeitig dann als Erwachsener, die Erkenntnis, dass es am Markt nichts Vergleichbares in dieser Qualität gibt.
Was wünscht du dir, wenn du an die nächsten Generationen denkst – sowohl im Spiel als auch in der Gesellschaft?
Ich wünsche mir heute für die Gesellschaft, dass die Dinge über die immer wieder gesprochen werden, wie Umweltschutz und die Besinnung mit unseren Ressourcen vernünftig umzugehen auch umgesetzt werden und keine Lippenbekenntnisse sind. Der Fortschritt geht hier noch viel zu langsam. Auch im Spiel und für unsere Kinder wünsche ich mir mehr Produkte, die das erfüllen und nicht nur Bewusstsein schaffen, sondern auch nachhaltig produziert sind. Das wünsche ich mir und wir tragen unseren Teil dazu bei.