Die Nahrungsmittel, die wir konsumieren, die Art und Weise ihrer Herstellung und die Menge, die verschwendet oder verloren geht, beeinflussen maßgeblich sowohl die menschliche Gesundheit als auch die ökologische Nachhaltigkeit. Die Lebensmittelproduktion ist verantwortlich für rund 30 % der weltweiten CO2- Emissionen und 70 % des globalen Süßwasserverbrauchs und ist der Hauptverursacher für den Verlust der biologischen Vielfalt. Über 2 Milliarden Menschen sind übergewichtig und ernährungsbedingte Krankheiten wie Diabetes, Herzkrankheiten und Krebs gehören zu den häufigsten Todesursachen weltweit. Und gleichzeitig leiden über 820 Millionen Menschen täglich an Hunger oder Unterernährung- während 40 % der weltweit produzierten Lebensmittel verschwendet werden. Das globale Ernährungssystem ist ineffizient und ungerecht.
Können wir eine künftige Bevölkerung von 10 Milliarden Menschen mit einer gesunden Ernährung innerhalb der planetarischen Grenzen ernähren?
Mit dieser Frage beschäftigte sich die EAT- Lancet Kommission und brachte 37 führende Wissenschaftler:innen aus aller Welt zusammen, um eine Antwort für die Bewältigung zweier zentraler globaler Herausforderungen zu finden: Die steigende Prävalenz ernährungsbedingter Krankheiten und die nachteiligen Folgen unserer Ernährung für die Umwelt.
Die EAT- Lancet Kommission behauptet: Ja, eine gesunde Ernährung kann zur Rettung des Planeten beziehungsweise unserer Umwelt beitragen. Dies erfordere jedoch einen Wandel des globalen Ernährungssystems und eine grundlegende Veränderung unserer Landwirtschaft, Lebensmittelproduktion und Ernährungsweise. Ein angemessener Umgang mit Nahrungsmitteln sei von entscheidender Bedeutung, um die Ziele für nachhaltige Entwicklung sowie das Pariser Abkommen zum Klimawandel zu erreichen. Einen Lösungsansatz dafür, hat die EAT- Lancet Kommission in ihrem 2019 veröffentlichten Bericht zur sogenannten „Planetary Health Diet“, vorgeschlagen.
Die Planetary Health Diet
Die EAT-Lancet-Kommission bietet klare Leitlinien für eine nachhaltige Ernährungsweise in ihrer „Planetary Health Diet“. Diese Ernährungsweise wurde entwickelt und bietet einen Speiseplan, um sowohl die Gesundheit der Menschen zu fördern als auch die begrenzten Ressourcen der Erde zu berücksichtigen. Schätzungen zufolge könnten durch die Umstellung auf diese Ernährungsweise laut Experten bis zu elf Millionen vorzeitige Todesfälle aufgrund ernährungsbedingter Krankheiten vermieden werden.
Die Planetary Health Diet basiert auf mehreren Grundsätzen, die sowohl die individuelle Gesundheit als auch die ökologische Nachhaltigkeit berücksichtigen. Hier sind die wichtigsten Grundsätze der Planetary Health Diet:
Pflanzenbasierte Ernährung: Der Großteil der Ernährung sollte aus Obst, Gemüse, Hülsenfrüchten, Nüssen und Vollkornprodukten bestehen. Diese Lebensmittel sind reich an Ballaststoffen, Vitaminen, Mineralstoffen und Antioxidantien und bieten eine Vielzahl von gesundheitlichen Vorteilen.
Reduktion von tierischen Produkten: Tierische Produkte haben einen hohen ökologischen Fußabdruck und sind mit Umweltproblemen wie Treibhausgasemissionen, Landnutzung und Wasserverbrauch verbunden.
Nachhaltige Lebensmittelproduktion: Lebensmittel sollen auf umweltverträgliche Weise produziert werden, unter Berücksichtigung von Faktoren wie Bodenschutz, Wasserressourcen, Biodiversitätserhaltung und Reduzierung des Einsatzes von Pestiziden und Düngemitteln.
Vermeidung von Lebensmittelverschwendung: Lebensmittelverschwendung trägt zur Umweltverschmutzung und zum Verlust von natürlichen Ressourcen bei. Die EAT- Lancet Kommission fordert eine Verminderung von Lebensmittelabfällen um 50 Prozent.
Bewusster Konsum: Schließlich betont die Planetary Health Diet die Bedeutung eines bewussten Konsums und einer ausgewogenen Ernährung. Dies beinhaltet die Auswahl von Lebensmitteln, die sowohl die individuelle Gesundheit als auch die Umweltbelastung berücksichtigen, sowie die Vermeidung von übermäßig verarbeiteten Lebensmitteln, zuckerhaltigen Getränken und anderen ungesunden Lebensmitteln.
Wie sieht so ein Speiseplan konkret aus?
Die Website umweltberatung.at hat basierend auf der Ernährungsempfehlung der EAT- Lancet Kommission einen Speiseplan (ausgehend von einer Energieaufnahme von 2.500 Kilokalorien) entwickelt, der wie folgt aussehen kann:
Folgende Punkte sind bei der Zusammenstellung des eigenen Speiseplans zu beachten:
- Regionales und saisonales Obst und Gemüse ist zu bevorzugen
- Fertigprodukte enthalten oft gesättigte Fette und viel Zucker und sollten dementsprechend nicht sehr regelmäßig konsumiert werden
- Bio-Lebensmittel kaufen, so weit wie möglich
- Tierische Produkte reduzieren
Fünf Strategien für eine globale Ernährungswende
Insgesamt haben die Forschenden fünf sofort umsetzbare Strategien entwickelt, wie eine nachhaltige Ernährungswende gelingen könnte.
1. Förderung gesunder Ernährung
Die Förderung gesunder Ernährung erfordert verbesserte Verfügbarkeit von gesunden Lebensmitteln, strengere Lebensmittelsicherheitsstandards und eine Politik, die nachhaltige Einkaufsmöglichkeiten unterstützt. Es ist wichtig, Werbung für ungesunde Lebensmittel einzuschränken und Ernährungskampagnen durchzuführen, während gleichzeitig erschwingliche Preise für gute Lebensmittel gewährleistet werden müssen. Die Umweltkosten der Lebensmittelproduktion sollten in den Preisen berücksichtigt werden, wobei soziale Absicherung sicherstellen muss, dass niemand ausgeschlossen wird.
2. Steigerung von Qualität anstatt Quantität in der Lebensmittelproduktion
Die Landwirtschaft sollte sich von der reinen Ertragsorientierung entfernen und stattdessen eine Vielfalt an nährstoffreichen Nahrungsmitteln produzieren. Anstatt wenige Nutzpflanzen zu fördern, von denen ein beträchtlicher Anteil der Tierfütterung dient, sollte die globale Agrarpolitik Anreize für landwirtschaftliche Betriebe schaffen, die nahrhafte, pflanzenbasierte Lebensmittel produzieren. Zusätzlich schlägt die Kommission vor, Programme zu entwickeln, die vielfältige Produktionssysteme unterstützen, sowie Forschungsvorhaben zu fördern, die die Ernährungsqualität und Nachhaltigkeit verbessern.
3. Landwirtschaft nachhaltig intensivieren
Das gegenwärtige globale Ernährungssystem erfordert eine neue landwirtschaftliche Revolution, die auf nachhaltiger Intensivierung basiert und von Nachhaltigkeit und Systeminnovation angetrieben wird. Dies würde eine Reduzierung von mindestens 75% der Ertragsschwankungen auf aktuellen Ackerflächen, radikale Verbesserungen in der Effizienz von Dünger- und Wasserverbrauch, das Recycling von Phosphor, die Umverteilung des globalen Einsatzes von Stickstoff und Phosphor, die Umsetzung von Maßnahmen zur Klimaminderung einschließlich Änderungen in der Anbau- und Fütterungspraxis sowie die Förderung der Biodiversität innerhalb landwirtschaftlicher Systeme umfassen.
4. Strenge Vorgaben für die Nutzung von Land und Meer
Es ist wichtig, die Nutzung von Land und Meeren streng zu regulieren, um die natürlichen Ökosysteme zu erhalten und gleichzeitig die Lebensmittelversorgung zu sichern. Als Maßnahmen schlägt die EAT-Lancet-Kommission beispielsweise vor, intakte natürliche Landflächen zu schützen, Rodungen zu verbieten und degradiertes Land wieder fruchtbar zu machen. Darüber hinaus sollten 10 Prozent der Meeresfläche für die Fischerei gesperrt werden, während Aquakulturen langsam wachsen sollten.
5. Lebensmittelabfälle halbieren
Wie zuvor schon beschrieben, ist für das globale Ernährungssystem entscheidend, dass Lebensmittelverluste bei der Produktion und Lebensmittelabfälle beim Verbrauch erheblich reduziert werden. Sowohl technologische Lösungen entlang der gesamten Lebensmittelversorgungskette als auch die Umsetzung von öffentlichen Maßnahmen sind notwendig, um das Ziel einer insgesamten 50%igen Reduzierung der globalen Lebensmittelverluste und -abfälle gemäß den Zielen für nachhaltige Entwicklung (SDGs) zu erreichen. Hierzu gehören Maßnahmen wie die Verbesserung der Infrastruktur nach der Ernte, des Lebensmitteltransports und der Verarbeitung sowie die Förderung von Zusammenarbeit entlang der Lieferkette, die Schulung und Ausrüstung von Produzent:innen und die Aufklärung der Verbraucher:innen.
Die Planetary Health Diet bietet einen Weg, um Gesundheit und Umwelt zu verbessern, indem sie auf eine pflanzenbasierte Ernährung setzt. Ihre Umsetzung erfordert jedoch politische Unterstützung und individuelle Veränderungen. Insgesamt ist die Planetary Health Diet ein vielversprechender Ansatz für eine nachhaltigere Zukunft.