Nicht nur Plastik, sondern auch Mikroplastik ist heute allgegenwärtig und überall zu finden – im Wasser, in der Luft und im Boden. Durch Wind und Wetter zerrieben, reist es um die ganze Welt und landet schließlich in unseren Mahlzeiten. Doch wie schädlich ist Mikroplastik und wie gelangen diese winzigen Teilchen genau in unsere Umwelt?
Was ist Mikroplastik und wie kommt es in unsere Umwelt?
Mikroplastik sind winzige Kunststoffpartikel, die kleiner als 5 mm sind und verschieden geformt sein können. Generell wird zwischen primärem und sekundärem Mikroplastik unterschieden.
Primäres Mikroplastik
Primäre Mikropartikel aus Kunststoff werden absichtlich und gezielt für Produkte verwendet. Dazu zählen z.B. Duschgels, Peelings, Zahnpasten und Seifen. Aber auch diverse Wasch- und Reinigungsmittel sowie Farbzusätze enthalten zugefügtes Mikroplastik. Zu den primären Quellen zählen auch Plastikpellets, die in der Industrie bei der Plastikproduktion eingesetzt werden.
Sekundäres Mikroplastik
Das sogenannte sekundäre Mikroplastik entsteht unbeabsichtigt durch Alterungs- und Zerfallsprozesse von größeren Kunststoffteilen. Abgenutzt und klein geschrubbt werden diese Teilchen etwa durch Wind, Wellen, Witterung und Licht. Der Abrieb von Autoreifen verursacht ein Drittel aller Mikroplastik-Emissionen. Auch durch achtlos weggeworfene Plastikprodukte – man spricht hier von „Littering“ – entsteht jede Menge Mikroplastik.
Grundsätzlich kann Mikroplastik über viele verschiedene Wege in unsere Umwelt gelangen: In die Luft gelangt Mikroplastik durch Reifenabrieb, Schuhsolen, Bodenmarkierungen oder Straßenfarben. Im Wasser landet es durch Waschen von Textilfasern, Kosmetik, Waschmittel oder durch die Schifffahrt. Viele Kleidungsstücke verlieren beim Waschen winzige Kunststofffasern, die Waschmaschinen nicht filtern können. Ein Teil dieser Fasern gelangt am Ende in Flüsse oder Meere. Durch Müllablagerungen, Kunstrasen, synthetische Düngemittel oder Klärschlamm wird Mikroplastik auch in unsere Böden transportiert. Die winzigen Teilchen befinden sich im Klärschlamm, weil Kläranlagen diese Partikel aus dem Trinkwasser – zum Glück – gut herauslösen können. In der Folge wird Klärschlamm als Dünger oft auf Felder ausgebracht und kann von dort aus auch durch Hochwasser in Flüsse geschwemmt werden.
Einige Studien haben bereits ergeben, dass Mikroplastik weltweit in der Umwelt nachgewiesen werden kann: In Meeren, Seen, Flüssen, in der Tiefsee, in landwirtschaftlich genutzten Böden, in Tieren und schließlich auch in uns Menschen.
Mikroplastik - Folgen für unsere Umwelt
Ozeane in Gefahr
Seit vielen Jahren ist bekannt, dass Plastik ein großes Problem für unsere Ozeane darstellt. Der Großteil allen Plastiks im Meer stammt vom Land. Vor allem durch den Tourismus, die Landwirtschaft, durch Abwässer und die Fischerei gelangen Plastikabfälle ins Meer: von großen Plastiksäcken und Getränkeverpackungen über Textilfasern und Kosmetikprodukten bis hin zu über Bord geworfenen Fischernetzen. Nachdem sich diese Abfälle in den Ozeanen zu riesigen Plastikstrudeln formiert haben, zieht das im Meer treibende Plastik viele Bakterien und Umweltgifte an. Diese angereicherten Kunststoffpartikel werden schließlich von verschiedenen Meereslebewesen gefressen. Laut Studien kann Mikroplastik für Lebewesen schädigend oder lebensbedrohlich werden.
Binnengewässer und Böden
Auch für unsere Böden und Binnengewässer ist Mikroplastik ein ständig wachsendes Problem. Es kann die Struktur des Bodens verändern und somit die Nutzbarkeit landwirtschaftlicher Böden verringern sowie Bodenorganismen langfristig schädigen.
Mikroplastik - Folgen für unsere Gesundheit
Mikroplastik befindet sich mittlerweile auch in unseren Nahrungsmitteln. Nachgewiesen wurde es beispielsweise in Fischen, Muscheln, Obst, Gemüse, Salz und Honig. Außerdem konnten winzige Plastikpartikel auch in Bier, Softdrinks, Zucker und Mineralwasser gefunden werden. Es ist beinahe unmöglich geworden, Mikroplastik komplett zu vermeiden. Es entsteht sowohl bei der Rohstoffgewinnung und Herstellung, als auch bei der Nutzung und Entsorgung von Produkten. Mikroplastikpartikel können vom Menschen durch den Verzehr von Lebensmitteln aufgenommen werden.
Besonders gesundheitsschädigend sind jedoch Zusatzstoffe, die sich in Kunststoffen befinden. Diese Stoffe gelangen in die Luft und ins Wasser, reichern sich im Hausstaub an und finden so auf mehreren Wegen in unseren Körper. Hormonell wirksamen Substanzen, wie etwa Weichmacher, sind besonders problematisch und können zahlreiche Krankheiten auslösen. Dazu zählen Brustkrebs, Unfruchtbarkeit, Allergien und Diabetes. Auch in Monatshygiene-Produkten, wie beispielsweise in Tampons, findet man oft mehr Plastik, als auf den ersten Blick ersichtlich ist.
Was können wir gegen Mikroplastik tun?
Eine erste wichtige Aktion gegen Mikroplastik ist eine verantwortungsvolle Verwendung und Entsorgung von Kunststoffen. Stichwort: Plastik auf allen Ebenen vermeiden und gar nicht erst in die Umwelt gelangen lassen. Darüber hinaus ist auch das Produktdesign entscheidend. Viele Kosmetikprodukte können beispielsweise auch ohne Mikroplastikzusätze hergestellt werden oder Waschmaschinen könnten mit passenden Mikroplastikfiltern gebaut werden. Alle Menschen können einen wertvollen Beitrag gegen die Verschmutzung durch Mikroplastik leisten, indem sie Müll nicht einfach achtlos wegwerfen, sondern diesen richtig entsorgen – zu Hause, am Weg in die Arbeit oder im Urlaub. Auch beim Autofahren kann auf eine spritsparende Fahrweise geachtet werden, um den Reifenabrieb zu reduzieren.
Auf österreichischer Ebene gibt es den Aktionsplan Mikroplastik 2022-2025, der auch ein Beitrag Österreichs zur Umsetzung des „Green Deals“ auf EU-Ebene ist. Im Aktionsplan wird unter anderem gefordert, Forschung und Innovation zu stärken, Bewusstseinsbildung in der Öffentlichkeit und an Schulen zu fördern sowie freiwillige Maßnahmen wie das Österreichische Umweltzeichen voranzutreiben. Der EU-Aktionsplan für die Kreislaufwirtschaft und die EU-Plastikstrategie sind wichtige Maßnahmen, die derzeit auf europäischer Ebene gegen Mikroplastik gesetzt werden.