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Europas Müllberge – 5 Fakten zur Abfallwirtschaft in der EU

Jährlich fallen etwa 2,1 Milliarden Tonnen Abfall in der gesamten EU an. Momentan unterscheiden sich die EU-Mitgliedsstaaten noch stark, wenn es um die Methoden der Abfallbewirtschaftung geht. Ein Trend ist jedoch erkennbar: mehr Recycling und weniger Deponierung. Verpackungsabfälle sollen durch vielfältige Maßnahmen stark reduziert werden und unser Wirtschaftssystem soll sich laut dem EU-Aktionsplan bis 2050 zu einer ökologisch nachhaltigen, schadstofffreien und kohlenstoffneutralen Kreislaufwirtschaft entwickeln. 

Anhand der folgenden Fakten rund um die Abfallwirtschaft in Europa zeigen wir auf, auf welchem Weg wir uns derzeit befinden und in welchen Bereichen es noch weitreichende Veränderungen und große Schritte in Richtung einer zukunftsfähigen Kreislaufwirtschaft bräuchte.

#1 Europas Müllexporte

Ein Teil der europäischen Abfälle wird in Länder außerhalb der EU exportiert. Etwa 55 Prozent der Abfälle bestehen aus Eisenmetall und diese gehen vor allem in die Türkei. Die EU exportiert Papierabfälle, welche etwa 15 Prozent vom Gesamtabfall ausmachen, vorrangig nach Indien. Die meisten Abfälle wandern also entweder in die Türkei, nach Indien, ins Vereinigte Königreich, in die Schweiz und nach Norwegen.

Ein Schild mit Export / Import

#2 Plastikberge und das ewige Recyclingziel

In der EU erzeugt jede Person durchschnittlich 36,1 kg Kunststoffverpackungsabfälle pro Jahr. Obwohl viele EU-Mitgliedsstaaten Kunststoffabfälle mittlerweile recyceln, werden auch immer mehr Plastikabfälle erzeugt. Zur Entsorgung von Kunststoffabfällen wird in Europa am häufigsten die Methode der Energierückgewinnung genutzt. Das heißt, dass Kunststoffabfälle meist verbrannt werden, um diese in nutzbare Wärme, Elektrizität oder Brennstoff umzuwandeln. Die zweithäufigste Methode ist das Recycling. Etwa die Hälfte des Kunststoffs, der für das Recycling gesammelt wird, landet jedoch in Ländern außerhalb der EU. Dort gibt es meist bessere Technologien und mehr finanzielle Ressourcen, um den Abfall weiter zu behandeln. Bisher wurde ein Großteil des Plastikmülls nach China exportiert, aber durch aktuelle Einfuhrbeschränkungen für Kunststoffabfälle in China verringern sich EU-Exporte und so müssen Kunststoffabfälle zukünftig wieder auf anderen Wegen entsorgt werden.

Gesammelte, leere Plastikflaschen

#3 Elektroschrott - Europas Sorgenkind

Elektroschrott gehört zu den Abfallströmen, die in der EU am stärksten zunehmen. Weniger als 40 Prozent dieser Abfälle werden aktuell recycelt. Da Elektro- und Elektronik-Altgeräte umweltschädliche und gesundheitsgefährdende Materialien enthalten können, ist es besonders wichtig, das Recycling von Elektroschrott zu verbessern, Altgeräte zu reparieren und ein einheitliches Ladegerät für elektronische Geräte einzuführen. In der EU werden jährlich etwa 11 kg Elektroschrott pro Person gesammelt. Beim Recycling liegt Österreich derzeit mit etwa 15 kg pro Person an der Spitze aller EU-Mitgliedsstaaten, das Schlusslicht bildet Zypern mit 3,96 kg pro Einwohner:in. Jedes Jahr werden jedoch auch etwa 250.000 Tonnen Elektroschrott von Europa nach Ghana in Afrika verschifft – und landen dort auf riesigen Elektromüllhalden, die dort die Umwelt zerstören.

Ein Karton gefüllt mit Elektromüll

#4 Lebensmittelverschwendung als globales Problem

Lebensmittelverschwendung und Lebensmittelverluste sind eine der größten globalen Herausforderungen unserer Zeit. Entlang der Lebensmittelversorgungskette geht etwa ein Drittel aller weltweit erzeugten Lebensmittel verloren oder wird verschwendet. Jedes Jahr werden in der EU etwa 59 Millionen Tonnen Lebensmittel verschwendet, das entspricht ca. 131 kg pro Person. Die größte Verschwendung findet mit 53 % in privaten Haushalten statt, gefolgt von dem Bereich der Verarbeitung und Herstellung. Am wenigsten wird in Gaststätten und im Einzelhandel verschwendet. Es wird zunehmend wichtiger, Lebensmittelverschwendung zu vermeiden. Denn das Verschwenden von Lebensmitteln ist nicht nur für einen erheblichen Teil der weltweiten Treibhausgasemissionen verantwortlich, sondern führt auch zu einem unnötigen Einsatz von Energie, Wasser und landwirtschaftlichen Flächen. Während riesige Mengen an Lebensmitteln zu Abfall werden und die Verschwendung zunimmt, hungerten im Jahr 2023 etwa 733 Millionen Menschen weltweit.

#5 Littering – der wilde Müll

Unter Littering versteht man grundsätzlich das Liegenlassen oder Wegwerfen von Abfällen in der Natur oder im öffentlichen Raum. Bekannte Beispiele sind Getränkedosen, To-Go-Becher, Zigarettenstummel oder (Gratis-)Zeitungen, die auf der Straße, auf Wegen oder Parkplätzen zu finden sind. Dabei werden keine bereitgestellten Mülleimer für die Entsorgung genutzt. In der EU gibt es zahlreiche Maßnahmen, wie etwa die EU-Kunststoffstrategie, die gegen Littering bereits umgesetzt wurden oder zukünftig umzusetzen sind. Auch in Ländern mit gut funktionierender Abfallwirtschaft, wie beispielsweise in Österreich, werden riesige Mengen an Abfällen achtlos weggeworfen. In einer durchgeführten Untersuchung im Jahr 2020 wurden in Österreich über 4000 Tonnen Müll entlang von Autobahnen, Bundesstraßen, Zugtrassen und von Gewässern und in Nationalparks gefunden. Die größten Mengen fallen entlang von Straßen an und mit 500 Tonnen pro Jahr sind Zigarettenstummel der am häufigsten weggeworfene Gegenstand in Österreich. Obwohl es immer mehr Flurreinigungsaktionen gibt, um den „wilden Müll“ zu beseitigen, kann dadurch nur ein kleiner Teil der Abfallmengen eingesammelt und richtig entsorgt werden.

Ein Schild am Strand mit der Aufschrift "No Littering"

Quellen

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