Zu klein, zu groß, zu unförmig, nicht schön genug. In der Denkweise vieler Menschen hat sich das Schubladendenken tief verwurzelt und deshalb tendieren sie dazu, ihr Leben in Kategorien einzuteilen. Sei es, selbstkritisch den eigenen Körper zu bewerten oder sei es, Kleidung strikt in Farben einzuordnen. Doch wer hätte ahnen können, dass selbst unsere Nahrungsmittel auf ihr Äußeres reduziert werden? Die Optik zählt zu den vier häufigsten Gründen, warum unser Obst und Gemüse im Müll landet. Allein in Österreich geht man mittlerweile jährlich von 1.000.000 Tonnen an weggeworfenen Lebensmitteln aus. Viele möchten nicht mehr tatenlos zuschauen, sondern aktiv etwas an der Situation ändern. Wir möchten dir Möglichkeiten vorstellen, wie auch du anpacken und an einer Veränderung mitwirken kannst. Im heutigen Artikel gehen wir auf drei Unternehmen näher ein, die sich der Lebensmittelrettung verschworen haben.
Unverschwendet
„Die Lebensmittel, die wir in Europa und Nord-Amerika wegwerfen, würden ausreichen, um die Hungernden der Welt dreimal zu ernähren.“ – Der Kinofilm „Taste the Waste“ von Valentin Thurn verdeutlicht den Ernst der Lage. Um diesem entgegenzuwirken, hatten im Jahr 2015 zwei Geschwister einen Gedankenblitz, der Erfolg versprechen sollte: In Andreas und Cornelia Diesenreiters Köpfen entstand die Idee, einen Verein zu gründen, der es sich zur Aufgabe machte, noch verzehrbares Obst und Gemüse vor dem Wegwerfen zu retten. Gesagt, getan und dabei sollte es nicht bleiben. Sie erweiterten ihre Idee und riefen schließlich im März 2016 „Unverschwendet“ ins Leben. Das Konzept ist einfach – Gerettetes Obst und Gemüse wird zu neuen, genießbaren Produkten verarbeitet. Ihr Sortiment reicht von süßen Konfitüren, über verschiedenste Sirupe bis hin zu pikanten Chutneys. Die Geschwister Diesenreiter leiten das Unternehmen vom Schwendermarkt in Wien aus und dieses wächst von Jahr zu Jahr. Während die Anzahl an verkauften Gläsern 2015 noch bei 500 lag, befindet sich diese mittlerweile im sechsstelligen Bereich.
„Nachhaltigkeit als Genuss“
Seit der Gründung von „Unverschwendet“ sind über 15.000.000kg an qualitativ hochwertigen Lebensmitteln eingelangt, deren Tage bereits gezählt waren. Das Team des Unternehmens betont, ihr Ziel sei nicht, die Schuldigen zu finden und sie zu belehren, sondern aufzuklären, Bewusstsein zu schaffen und eine alternative Lösung anzubieten, die gut und vor allem nachhaltig ist. Ihr Sortiment kann sowohl online erworben werden, als auch in verschiedenen Läden bzw. Greißlern überall in Österreich. Doch aufgrund der großen Menge an weggeworfenem Obst und Gemüse, das noch zu retten gewesen wäre, wollte sich „Unverschwendet“ vergrößern und fand in HOFER einen starken Kooperationspartner. Dieser ermöglicht es Konsument:innen, einfacher an das Sortiment von Unverschwendet zu kommen und damit noch mehr Lebensmittel zu retten. Die gemeinsamen Produkte sind im Diskounter unter dem Namen „Rettenswert“ zu finden.
Rettenswert
Bei „Rettenswert“ fängt der Diskounter HOFER zusammen mit dem Unternehmen „Unverschwendet“ wertvolle landwirtschaftliche Lebensmittelüberschüsse auf. Diese werden zu neuen Produkten verarbeitet, wodurch ein wesentlicher Beitrag zur Umwelt geleistet wird. Gerettet werden Überschüsse an Nahrungsmitteln direkt vom Feld, von der Logistik, von landwirtschaftlichen Betrieben, von Sortieranlagen, von Lagern oder von Produzent:innen. Das tägliche Angebot reicht von Aufstrichen, über Pestos bis hin zu eingelegten Gemüsesorten. Jedoch gibt es auch je nach Überschussverfügbarkeiten Aktionen, die bestimmte Produkte für kurze Zeit anbieten. So wurde in der Vergangenheit zum Beispiel Knuspermüsli oder Holundersaft offeriert. Du kannst dich jeden Tag aufs Neue durch das Sortiment wühlen und vielleicht den ein oder anderen Schatz dabei entdecken. Gut zu wissen ist jedoch auch, dass bestimmte Lebensmittelgruppen nicht gerettet werden. So wirst du nie unter den Produkten von „Rettenswert“ Rohware finden, die schlecht ist oder Fäulnisbefall hat, bereits im Müll war und zu hohe Pestizidrückstände aufweist.
Too Good To Go
Auch die Firma „Too Good To Go” hat die Herausforderung angenommen, etwas dazu beizutragen, dass weniger Lebensmittel verschwendet werden. Zu diesem Zweck haben sie eine App entwickelt, die es dir ermöglicht, unverkaufte Lebensmittel von deinem Lieblingsrestaurant oder -geschäft zu retten. Die Benutzung erweist sich als ziemlich einfach: In der App werden alle Betriebe in deiner Nähe angezeigt, die sich „Too Good To Go“ angeschlossen haben. Diese bieten dir ihre an dem Tag übrig gebliebenen, noch gut verzehrbaren, Lebensmittel zu einem günstigeren Preis an. Wenn du dich dazu entschließt, das Angebot zu nutzen und die Lebensmittel zu retten, kannst du sie zu einem ausgewählten Zeitpunkt abholen und zu Hause genießen.
„OFT LÄNGER GUT“ (OLG)
Da 10% aller verschwendeten Lebensmittel in der EU in Zusammenhang mit Missverständnissen bezüglich des Mindesthaltbarkeitsdatums (MHD) stehen, hat es sich „Too Good To Go“ zur Aufgabe gemacht, die Konsument:innen über die wahre Bedeutung des MHD aufzuklären. Dieses besagt nämlich in Wahrheit nur, bis wann ein Produkt seine Eigenschaften, wie beispielsweise seine Konsistenz, behält und nicht, bis wann es zu verbrauchen ist. Da viele Konsument:innen das MHD mit einem Verbrauchsdatum verwechseln, gelangen unzählige, qualitativ noch einwandfreie Nahrungsmittel im Müll, was enorme Auswirkungen auf unseren Planeten hat. Um Aufklärung zu schaffen, hat „Too Good To Go“ die Kampagne „OFT LÄNGER GUT“ ins Leben gerufen, die Kosument:innen dazu bewegt, ihre Sinne zu verwenden. Der Zusatz an ausgewählten Produkten soll dich dazu anhalten, dir folgende Fragen zu stellen, bevor du etwas wegschmeißt:
- Wie sieht mein Produkt aus?
- Riecht es noch gut?
- Wie schmeckt es?
Außerdem gibt es einige Tricks, wie du bestimmte Produkte wie Brot, Milch, Eier und Co. noch länger haltbar machen kannst. So werden Tipps genannt, wie beispielsweise einen Apfel in den Brotkasten zu legen, um dieses länger haltbar zu machen, oder Bananen kühl, luftig und getrennt von anderem Obst und Gemüse zu halten, um den Reifeprozess zu verlangsamen. Auf der Website findest du zudem auch eine Liste an Marken, welche die Kampagne bereits unterstützen.
Vielen Menschen wurden mittlerweile die Augen geöffnet, dass es höchste Zeit ist, etwas zu verändern. In unserem nächsten Beitrag „Lebensmittelretter im Einsatz – Die neuen Helden unserer Zeit Teil 2“ erfährst du, an welche Organisationen du deine übrig gebliebenen Lebensmittel spenden kannst. Also stay tuned und begleite uns auf unserer Reise zu einer besseren Welt.
Quellen
Bildquellen
Unverschwendet:
Rettwenswert:
Too Good To Go: