Nachhaltiges Spielen und Kreativität
Bioblo-Steine sind nicht nur einfach Bausteine – sie sind ein Sprungbrett für die kreative Entfaltung und die Entwicklung motorischer Fähigkeiten von Kindern. Die vielfältigen Formen und lebendigen Farben regen die Fantasie an und laden zu endlosen Bauprojekten ein, sei es das Errichten von Türmen, das Konstruieren von Brücken oder das Erschaffen fantastischer Welten. In der heutigen Zeit, in der Umweltschutz und Nachhaltigkeit immer wichtiger werden, ist es erfrischend zu sehen, wie Unternehmen innovative Wege finden, umweltfreundliche Produkte zu entwickeln. Ein solches Unternehmen ist Bioblo, ein aufstrebender Hersteller von Spielzeug, der sich der Mission verschrieben hat, Spaß und Kreativität mit Umweltbewusstsein zu verbinden.
Im heutigen Interview gewähren uns die beiden Gründer von Bioblo, Geschäftsführer Stefan Friedrich und Materialentwickler Hannes Frech, spannende Einblicke in den Spielzeugsektor und teilen ihre persönlichen Erfahrungen zum Thema Nachhaltigkeit.
Was hat euch vor bald 9 Jahren bewegt das Unternehmen Bioblo zu gründen?
Hannes
Die Grundidee ist aus meinem beruflichen Kontext entstanden als meine Tochter noch im Spielalter war. Damals hat sie mit Holzbausteinen gespielt und da ist die Idee entstanden, ein besseres Material oder Produkt daraus zu machen. Das habe bis zum Prototyp Stadium umgesetzt und die Bausteine an Freunde und Familie verschenkt. Das Konzept ist dann jahrelang in der Schublade gelegen, bis ich Stefan kennen gelernt habe. Gemeinsam haben wir schnell die Begeisterung gefunden, mehr daraus zu machen und die Firma Bioblo gegründet.
Welche Ziele habt ihr in dem knappen Jahrzehnt schon erreicht und welche wollt ihr noch erreichen?
Stefan
Wir haben erreicht, dass es uns noch immer gibt. In einem hart umkämpften Markt sehen wir das nicht als selbstverständlich. Wir haben inzwischen Feedback von vielen Schulklassen, Kindergärten, Horten aber auch Privatpersonen: die uns sagen, sie haben Bioblos gekauft und seitdem werden sie durchgehend bespielt. Das macht uns besonders stolz.
Hannes
Bei den Größen und Farben der Steine wollen wir künftig eine noch größere Vielfalt schaffen. Dabei wollen wir das freie Spielen weiter im Fokus behalten. Das ist auch der Grund, warum man unsere Steine nicht miteinander verbinden kann.
Wie würdet ihr Nachhaltigkeit aus der Sicht von Bioblo definieren?
Hannes
Ich definiere Nachhaltigkeit so, dass ich Rohstoffe verwende, die entweder nachwachsende Naturstoffe sind – oder Rohstoffe aus Materialien, die ursprünglich nur Abfall oder Nebenprodukte waren. Unser Kunststoff besteht aus entsorgten Mehrwegtrinkbechern und unser Holz aus Spänen und Sägemehl von verschiedenen Sägewerken und Hobelfirmen im deutschsprachigen Raum. So definiere ich über das Upcycling auf Materialebene eine gewisse Nachhaltigkeit.
Stefan
Wir finden es ist außerdem wichtig, Spielzeug herzustellen, das lange hält und im besten Fall über Generationen weitergegeben werden kann. Jeder von uns kennt es aber leider auch, wenn man Dinge in die Hand bekommt, die sehr kurzlebig sind und kaum einen Wert haben. Das finde ich traurig, da auch diese hergestellt werden müssen und viele Ressourcen verbrauchen. Dann aber quasi direkt in die Tonne wandern. Genau das Gegenteil dessen, wollen wir herstellen.
Welche Herausforderungen musstet ihr bei der Entwicklung und Herstellung von Bioblo meistern?
Hannes
Einerseits die richtigen Rohstoffe zu finden. Auch in der Regionalität die richtigen Lieferanten zu finden, um eine gleichbleibende Qualität sicherzustellen. Das Holz muss für die Verarbeitung beispielsweise besonders trocken sein. Danach war die wohl größte Herausforderung die richtige Produktionsstätte zu finden, da Hersteller einen großen Bogen darum machen, Holzspäne im Spritzguss einzusetzen. Das Ganze mussten wir zudem hinbekommen ohne zu teuer zu werden, da die Bausteine sonst nicht mehr leistbar wären.
Stefan
Aus Marketing und Sales Sicht war die erste große Herausforderung für uns, ohne großes Investment das organische Wachstum voranzutreiben. Auch das richtige Design von unseren Päckchen zu finden und im stationären Handel Fuß zu fassen war sehr spannend.
Welche Rolle spielen für euch große Verkaufsplattformen im Internet wie Amazon?
Stefan
Das ist ein schwieriges Thema, dem wir auch heute noch kritisch gegenüberstehen. Wir bevorzugen das Erlebnis im klassischen Spielzeuggeschäft, wo man unsere Steine auch haptisch wahrnehmen kann. Nach dem Start in Österreich gab es auch in Deutschland schnell Interesse an unseren Bausteinen und wir haben unseren Fokus zur Gänze auf den stationären Handel gelegt. Allerdings haben wir gesehen, dass von dort aus ohne unser Zutun sehr viel auf Amazon landete und wir keinen Einfluss auf Servicequalität, Bebilderung und Produktbeschreibungen hatten. Da waren wir schnell in einer defensiven Rolle. Wir haben uns letztendlich dafür entschieden, diese Vertriebsart selbst umzusetzen, um mehr Zugriff zu haben und unsere Standards zu schützen. Unser Netzwerk im lokalen, stationären Handel bleibt aber weiterhin unsere Priorität.
Wie würdet ihr den Einfluss von Bioblo auf Nachhaltigkeit im Spielzeugsektor beschreiben?
Hannes
Es gibt in Nürnberg jedes Jahr die größte Spielzeugmesse der Welt, die wir immer besuchen und da gibt es den Bereich „Toys go green“. Auch namhafte Hersteller zeigen sich hier nicht von der besten Seite. Mit ein paar Flankerln Bambus oder ähnlichem haben wir den Eindruck, es geht mehr darum den Konsument:innen vorzuspielen ökologisch zu sein, als es tatsächlich umzusetzen. Wenn wir uns das Spielzeug in den anderen Hallen ansehen, sind zudem 95% des Spielzeugs aus neuem Plastik. Dennoch wollen das viele Anbieter in irgendeiner Form als nachhaltig darstellen – das ist es aber nicht! Auf der anderen Seite ist es nicht trivial, Recyclingkunststoff im Spielzeug einzusetzen. Es ist schwierig die Zertifikate zu erlangen, außer man kann, wie wir es tun, exakt nachweisen woher der Kunststoff kommt. Das kann sich ein großer Spielzeughersteller kaum leisten. Oft glaube ich, dass wir als die guten Bioblo Jungs belächelt werden, da wir für unsere Transparenz einen hohen Aufwand betreiben.
Wenn du sagst die großen Hersteller können das nicht. Woran liegt das?
Hannes
Hauptsächlich liegt es an den Mengen. Oft ist die benötigte Menge an Recycling-Kunststoff in der benötigen Qualität nicht verfügbar. Da geht’s mitunter um farbliche Aspekte, da aus schwarzem Kunststoff zum Beispiel keine gelbe Spielfigur hergestellt werden kann.
Stefan
Und die Kalkulation ist wesentlich schlechter. Durchs Recycling entstehen längere Prozesse mit mehr Arbeitsschritten und höhere Kosten. Heißt konkret: unser „Second Hand“ Material ist oft teurer als ein neuer Rohstoff. Anbieter mit hohem Gewinndruck nehmen da natürlich die billigeren Rohstoffe.
Für welche Eigenschaften eurer Bausteine bekommt ihr von den Kund:innen das meiste Feedback – ist es die Nachhaltigkeit, oder ist es etwas anderes?
Stefan
Der Spielwert sicherlich. Unsere Bausteine sind nicht zweckgebunden und es ergibt sich dadurch ein sehr offenes Spielkonzept. Das kommt sehr gut an. Die Haptik und speziell der holzige Geruch der Bausteine wird ebenfalls oft positiv rückgemeldet.
Hannes
Die Haptik und das Gewicht des Bausteines vermittelt eine gewisse Wertigkeit. Auch die Farben spielen hier eine große Rolle. Unsere Bausteine haben als Ganzes bereits auf Materialebene eine bestimmte Farbe und sind nicht lackiert oder ähnliches. Auch wenn es zu einem kleinen Abrieb kommen sollte, bleiben die Farben erhalten und das merken die Menschen positiv an.
Wer ist der kreativste Turmbauer bei Bioblo?
Stefan
Jeder hat seine Schwerpunkte, aber ich würde sagen der Hannes (lacht).
Hannes
Ich baue gerne Tiere, aber an die Kreativität der Kinder komme ich nicht heran. Wir sind oft verwundert, worauf die Kinder selber kommen. Die coolsten Gebäude und andere Dinge, an die wir selbst nie gedacht hätten.
Stefan
Es hat zum Beispiel ein Mädchen entdeckt, dass man durch die Waben unserer Steine Seifenblasen blasen kann, da wären wir wohl nie darauf gekommen. Da kommen dann richtig viele kleine Seifenblasen durch die kleinen Löcher und seit wir die Idee in unseren Foldern geteilt haben, bekommen wir immer wieder Bilder von Bioblo seifenblasenden Familien. Was uns sehr freut.
Welche kleinen Dinge gehören für euch zu einem klimafreundlichen Alltag?
Stefan
Eindeutig das Radfahren! Ich habe sogar das Gefühl, dass die ganzen E-Scooter gegen die Nutzung von Fahrrädern arbeiten. Wenn jeder mehr Fahrradfahren würde und damit auf das Auto verzichtet, wäre das gut.
Hannes
Ich persönlich esse fast kein Fleisch. Nicht nur wegen der Ökologie, sondern auch wegen des Tierwohls. Weil ich es mich ankotzt, dass Tiere eingesperrt und tausende Kilometer transportiert werden, damit ich ein Schnitzel essen kann.
Haben eure Erkenntnisse durch Bioblo euer privates Kaufverhalten und den Blick auf Nachhaltigkeit verändert?
Stefan
Definitiv! Ich achte jetzt auf diverse Dinge wie die Herkunft der Bestandteile, was sind die Transportwege, wo wird das verkauft. Wie wird kommuniziert und womit wird geworben – sind die Anbieter ehrlich, machen sie Greenwashing und inwieweit gibt es Transparenz? Da bin ich viel kritischer geworden. In der Regel versuche ich zudem lokaler zu kaufen, weil einem bewusst wird, welche Strecken verschiedene Waren tatsächlich zurücklegen.
Hannes
Wie Stefan sagt, bekommt man einen tieferen Einblick wie Waren transportiert werden. Ich bin immer wieder schockiert, wie billig man Sachen kaufen kann, deren Bestandteile schon mehrmals um die Welt gegangen sind. Wenn ich unsere lokal produzierten Bausteine vergleiche und sage es sind „nur“ Bausteine und was uns die Produktion kostet… Da frage ich mich wie zum Beispiel etwas komplexeres, wie ein kleines ferngesteuertes Auto aus Fernost im Handel mitunter billiger sein kann. Das bleibt für mich ein Rätsel.
Wie wichtig findet ihr in diesem Kontext eine regionale Wertschöpfung?
Hannes
Regionalität finde ich sehr, sehr wichtig. Generell, dass verschiedene Firmen leben, bzw. überleben können, die hier angesiedelt sind. Auch wegen der Klimafreundlichkeit durch kürzere Transportwege ist Regionalität super wichtig.
Stefan
Es ist manchmal leider schwierig umsetzbar. Wir versuchen die Bereiche, die wir unmittelbar kontrollieren können, vor Ort umzusetzen. Unsere Verpackungen kommen beispielsweise aus Tirol, unsere Rohstoffe ebenfalls aus Österreich und Deutschland. Die Produktion ist aktuell in Kroatien. Das ist nicht weit weg – und eine Fernost-Produktion haben wir sowieso von Anfang an ausgeschlossen. Eher liebäugeln wir damit, die Produktion gänzlich nach Österreich zu bringen. Das ist aber von vielen Faktoren abhängig, die wir zum Teil nicht beeinflussen können. Wichtig ist auf jeden Fall ein transparenter und ehrlicher Umgang mit den Herstellungsbedingungen.
Haltet ihr Label für ein probates Mittel um mehr Transparenz beim Konsum zu schaffen?
Stefan
Der Wert eines Labels hängt für uns von der Glaubwürdigkeit ab. Das gilt für Firmen, die einem Label vertrauen und es sich leisten, genauso wie letztendlich für Konsument:innen. Ich denke, dass es ganz wenige Label gibt, die einen solchen Wert haben. Bei allem, was ich von pro local bisher weiß, gehört dieses für mich dazu, da es sehr gewissenhaft umgesetzt wird. Wir sind sehr stolz darauf, das Österreichische Umweltzeichen und den Blauen Engel zu haben. Damit stechen wir im Spielwarenbereich definitiv hervor. Auch der Green Product Award gleich im ersten Jahr hat uns in unserem Tun sehr bestätigt. Die Preise und Zertifizierungen helfen uns dabei, transparent zu sein und unsere Werte zu kommunizieren.
Welche Anreize würden eurer Meinung nach noch mehr Menschen motivieren, nachhaltiger und klimafreundlicher zu agieren.
Stefan
Um es auf den Punkt zu bringen: Das nachhaltigere Produkt sollte das günstigere sein. Die Frage ist, ob wir jemals in einer Welt leben werden, in der das zutreffen kann. Es müsste für ökologisches Verhalten eine Belohnung geben!
Hannes
Langfristig gesehen ist es so, dass all die Produkte, die nicht recycelt werden können, bzw. der ganze Mist, der billig verkauft wird, einen erheblichen Umweltschaden verursachen. Das ist ein riesiger finanzieller Schaden und geht bis in den gesundheitlichen Bereich. Das müssen neben uns Verursachern auch nachfolgende Generationen begleichen. Ich glaube ein finanzieller Anreiz würde es vielen Menschen deutlich einfacher machen, ökologisch nachhaltig zu handeln und auf der anderen Seite Kosten bei der Beseitigung von negativen Umwelt Folgen einsparen.
Wir danken Stefan und Hannes für das sehr sympathische und informative Interview und wünschen Bioblo alles gute auf ihrem inspirierenden und nachhaltigen Weg.
Wenn du noch mehr über Bioblo erfahren möchtest klicke hier und besuche die Bioblo-Webseite.