Hochmoderne Infrastrukturen, stark präparierte Pisten mit Beleuchtung, gerodete Wälder und riesige Beschneiungsanlagen prägen das heutige Bild in beliebten Skiorten. Skifahrer:innen stürmen die Berge und Lifte, der Wintertourismus boomt. Doch Skifahren ist nicht gerade umweltverträglich, sondern in Zeiten der Klimakrise eher fragwürdig. Der Klimawandel führt heute dazu, dass Gletscher schmelzen, die Dauer der Schneedecke abnimmt und die Skisaison immer später beginnt. Wegen des Schneemangels werden die meisten alpinen Pisten künstlich beschneit, was jede Menge Energie und Wasser verbraucht. Für den Betrieb der Schneekanonen werden immer mehr Speicherseen in Österreich und anderen alpinen Gebieten angelegt.
Nachhaltig urlauben im Winter
Um einen möglichst nachhaltigen Winterurlaub zu verbringen, empfiehlt es sich, öffentlich anzureisen und die öffentlichen Verkehrsmittel vor Ort zu nutzen. Denn das größte Klima- und Umweltproblem ist laut aktueller Forschung die Nutzung des Autos in den Skigebieten, vor allem für die An- und Abreise. Darüber hinaus kannst du bei deiner Wintersportausrüstung darauf achten, dass diese ohne giftige Chemikalien und unter fairen Bedingungen hergestellt wurde. Um das Klima zu schützen, kannst du außerdem nachhaltige Skigebiete auswählen und in zertifizierten Restaurants und Hotels auf regionale und nachhaltige Produkte zurückgreifen. Zu guter Letzt ist es wichtig, auf den Pisten und Loipen zu bleiben, um sich selbst vor Lawinen zu schützen und nicht in den Lebensraum von Wildtieren einzudringen.
Um die Umweltbelastungen des winterlichen Massentourismus zukünftig zu minieren, plädiert der Alpenforscher Werner Bätzing für einen kleinstrukturierten Tourismus, der umwelt- und sozialverträglich abläuft. Der Fokus sollte darauf liegen, die Berge mit allen Sinnen zu erleben und der Gesundheit etwas Gutes zu tun.
Slow Wintersport – Alternativen zu Ski und Snowboard
Anstatt jeden Winter auf die Ski oder aufs Snowboard zu steigen, kannst du auch abseits der Piste viele Sportarten entdecken und damit auf nachhaltige Weise die Schönheit der Berge (oder der Städte) genießen.
Schneeschuhwandern
Auf vorgesehenen Pfaden kann man beim Schneeschuhwandern langsam und entschleunigt durch die schneebedeckte Landschaft streifen. Um diesen Wintersport auch nachhaltig zu gestalten, empfiehlt es sich, Wildruhezonen zu meiden, sich ruhig zu verhalten und spätestens zur Dämmerung den Wald zu verlassen. Beim Schneeschuhwandern braucht man spezielle Schuhe mit großen Flächen, damit das Einsinken der Füße in den Schnee verhindert wird. Im Vergleich zur Ski- oder Snowboardausrüstung kannst du Schneeschuhe viel leichter im Rucksack verstauen.
Für diejenigen, die gerne friedvoll und still nach oben wandern, gibt es europaweit unzählige markierte Routen zum Schneeschuhwandern. Spektakuläre Landschaften und über 100 km präparierte Schneepfade erwarten dich in den Dolomiten im Norden Italiens. Auch in den Nockbergen, die sich über Teile Kärntens, Salzburgs und der Steiermark erstrecken, oder in den Hohen Tauern findest du wundervolle Gebiete für Schneeschuhwanderungen mit einzigartigem Panoramablick. Die Karpaten in Rumänien, die Korouma-Schlucht in Finnland oder das Engadin in der Schweiz bieten ebenso beeindruckende Wanderungen und viel unberührte Natur.
Eislaufen
Eislaufen kannst du inmitten von Städten oder am Land auf zugefrorenen Seen. Zu den schönsten Eislaufbahnen Europas zählen der Zollverein Eisbahn in Essen, die Riddarfjärden in Stockholm oder der Weißensee in Österreich. Im Grand Palais in Paris flitzen Wintersportler:innen über die riesige Eislaufhalle mit gläsernem Kuppeldach und im zugefrorenen Kanal vor Schloss Nymphenburg in München ist Eislaufen seit 500 Jahren ein beliebter Zeitvertreib in den Wintermonaten. Auch die Seenplatte Saimaa in Finnland oder der Reschensee in Südtirol bieten große freie Eisflächen, um durch die Natur zu sausen und echte Eislaufträume erleben zu können.
Langlaufen
Wer eine ganz neue Bewegung ausprobieren will und im eigenen Tempo Kilometer zurücklegen möchte, der ist beim Langlaufsport genau richtig. Zu Beginn muss aber erstmal der Übergang vom Gehen zum Laufen erlernt werden. Um den Koordinations- und Gleichgewichtssport richtig auszuüben, braucht es neben einer gut präparierten Langlaufloipe auch eine gute Technik, die richtige Haltung und die passende Gewichtsverteilung auf den Langlaufskier. Wenn sich dann auch noch der richtige Flow einstellt, spürt man beim Langlaufen ein befreiendes, unvergleichliches Wohlgefühl. Langlaufen kann also nicht nur gesund für Menschen, sondern auch für die Umwelt sein. Loipen werden durch die Natur gezogen und der Wegverlauf wird entsprechend angepasst. Viele wunderschöne Loipen befinden sich in den Alpen. Präparierte Routen findest du aber nicht nur in Österreich und in der Schweiz, sondern auch in Italien und Deutschland: Von Seefeld oder St. Johann in Tirol, über die Region Val di Fiemma in den Dolomiten und Obertilliach in Südtirol bis hin zu Oberhof im Thüringer Wald oder Bodenmais im Bayerischen Wald.
Quellen
- 9 Tipps für nachhaltigen Winterurlaub in Österreich
- Die 12 besten Winteraktivitäten abseits der Piste in Österreich
- Eislaufen in Österreich
- Die schönsten Schlittschuhbahnen Europas
- Die 5 schönsten Schneeschuhtouren in Europa
- Die 10 besten Langlaufgebiete in Europa
- Spiegel: Darf man in Zeiten des Klimawandels noch Skifahren?
- WWF: Skifahren – Wintersport mit Folgen
- Utopia: Wintersport – 15 Tipps für nachhaltigen Spaß im Schnee