Palmöl findet sich mittlerweile ist fast jedem zweiten Produkt im Supermarkt – von Schokocremes, über Chips bis hin zu Mascara oder Seifen. Obwohl Palmöl derzeit ein riesiges globales Business darstellt, ist die Produktion von Palmöl mit zahlreichen Problemen verbunden.
Was ist Palmöl überhaupt und wo kommt es her?
Palmöl wird aus dem Fruchtfleisch der Früchte der Ölpalme gewonnen. Daneben gibt es noch Palmkernöl, welches aus den Kernen der Früchte gewonnen wird. Die Ölpalme wird bis zu 30 Meter hoch, stammt ursprünglich aus dem tropischen Westafrika und wurde im Laufe der Kolonialisierung nach Malaysia gebracht.
Palmöl – ein boomendes Business
In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts gewann der Anbau der Ölpalme in großen Plantagen an Bedeutung. Die weltweite Anbaufläche für Ölpalmen ist seit den 1980er Jahren um das Zehnfache gestiegen. Insgesamt werden Ölpalmen weltweit heute auf einer Fläche von 30 Millionen Hektar angebaut. Das entspricht ungefähr der Landesfläche Deutschlands. Heute ist die Ölpalme in allen tropischen Regionen der Welt verbreitet. Malaysia und Indonesien produzieren zusammen mehr als 80 % des weltweiten Palmöls. Andere Länder wie etwa Thailand, Kolumbien oder Nigeria decken deutlich weniger Prozent der Weltproduktion ab. Aus den Früchten der ertragreichen Ölpalme wurden im Jahr 2021 über 80 Millionen Tonnen Palmöl und etwa 8 Millionen Tonnen Palmkernöl erzeugt. Palmöl ist weltweit das derzeit wichtigste Pflanzenöl.
Wofür wird Palmöl verwendet?
Palmöl und Palmkernöl werden zu einem großen Teil im Bereich Ernährung eingesetzt und sind Bestandteil von zahlreichen Produkten wie etwa Speiseölen, Margarinen, Eiscremes, Keksen, Schokoriegeln oder diversen Fertiggerichten. Auch in vielen Reinigungsmitteln, Kosmetikprodukten oder Kerzen findet Palmöl Verwendung. Nur etwa 5 % des Palmöls werden weltweit für die Energiegewinnung genutzt.
Palmöl - begehrt und vielseitig einsetzbar
Palmöl stellt einen guten Ersatz von Erdöl dar. Es weist als Bestandteil von Wasch- und Reinigungsmittel und als nachwachsende Energiequelle eine gute Energie- und Ökobilanz auf. Auch auf sozialer Ebene gibt es einige Vorteile. Die Palmölindustrie schafft Arbeitsplätze und wirtschaftliche Stabilität für die Anbauländer. Für viele bäuerliche Kleinbetriebe bietet Palmöl eine langfristige Existenzgrundlage. Für zahlreiche Anbauländer und deren Nachbarsländer, vor allem in Südostasien, stellt Palmöl eine kulinarische und kulturelle Bereicherung dar. Das raffinierte Palmöl wird gerne zum Kochen und Braten verwendet, da es hitzestabil und relativ geschmacksneutral ist. Auch für die industrielle Produktion ist Palmöl ziemlich vorteilhaft: es ist lange haltbar, schmilzt gut, kann günstig produziert werden und macht süße Aufstriche cremig und streichfest.
Palmöl führt zu Problemen für Umwelt und Menschen
Ökologische Aspekte
Ein großes ökologisches Problem ist die Regenwaldrodung für den Anbau der Ölpalmen in Monokulturen. Da die Ölpalme tropisches Klima benötigt, wird sie in Gebieten wie Indonesien oder Malaysia angebaut, die von Regenwäldern bedeckt sind. Die Agrarindustrie holz jährlich riesige Flächen ab, um Ölpalmen und schnellwachsende Bäume für die Zellstoffproduktion anbauen zu können. Die Freisetzung von CO2 durch Brandrodung und Abholzung sind ebenso große Probleme. Wertvolle Kohlenstoffspeicher gehen durch die Zerstörung von Wäldern und wichtigen Torfmooren verloren.
Palmöl führt in den Anbauländern dazu, dass Lebensräume von unzähligen Tieren und Pflanzen zerstört werden. In den Regenwäldern leben bedrohte Tierarten wie Orang-Utans, Borneo-Zwergelefanten, Sumatra-Tiger oder Java-Nashörner. Diese Tiere sind durch die Palmölproduktion in diesen Gebieten stark gefährdet. Neben einem enormen Biodiversitätsverlust kommt es durch die Palmölproduktion auch zu Abfallproblemen, die durch Transport und Entsorgung entstehen. Zusätzlich führt die Palmölherstellung zu Wasserverschmutzung und Bodenbelastungen durch Herbizide und Pestizide. Die Ölpalme braucht viel Düngung und jährliche intensive Pflegemaßnahmen wie etwa das Abschneiden von unproduktiven Blättern. Durch den großflächigen Anbau der Ölpalme in Monokulturen besteht eine hohe Anfälligkeit für Pflanzenschädlinge. Aus diesem Grund werden beim Anbau häufig Pestizide eingesetzt
Soziale Aspekte
Die Palmölproduktion ist geprägt von sozialen Ungerechtigkeiten, wenig Kontrollen, zahlreichen Menschenrechtsverstößen und Kinderarbeit. Viele Betriebe arbeiten nicht transparent und schaffen Anreize durch falsche Versprechungen gegenüber Arbeiter:innen. Vor allem große Konzerne profitieren vom Palmölanbau, während Menschen unter schlechten Bedingungen arbeiten müssen. Es gibt immer wieder Fälle von illegalen Brandrodungen, Landraub und gewaltvollen Vertreibungen von indigenen Gruppen, die auf intakte Wälder angewiesen sind und dort leben. Auch Vergiftungen von Arbeiter:innen durch Herbizide und Pestizide auf den Plantagen kommen immer wieder vor.
Gibt es überhaupt „gutes“ Palmöl?
Zwar gibt es Firmen, die sich offiziell der Nachhaltigkeit verpflichtet haben, jedoch haben auch die sich nachweislich an der Zerstörung von wichtigen Wäldern beteiligt. Nachhaltiges Palmöl ist daher noch immer kaum existent. Das bekannte Palmöl-Zertifikat RSPO (Roundtable on Sustainable Palm Oil) ist laut zahlreichen Berichten geprägt von Green Washing, da zertifizierte Betriebe genauso Raubbau betreiben wie nicht-zertifizierte Unternehmen.
Einige NGOS, darunter Greenpeace, zweifeln nicht grundsätzlich an der Produktion und Verwendung von Palmöl. Der Grund dafür ist die vielfältige Einsetzbarkeit und die hohe Ertragkraft der Ölpalme. Aus ökologischer Sicht wäre es nicht sinnvoll, Palmöl einfach durch andere Pflanzenöle wie Raps- oder Sonnenblumenöl zu ersetzen. Stattdessen sollte ein Umdenken der Regierungen der Produktionsländer aber auch vonseiten der Bevölkerung stattfinden. Ein großer und positiver Erfolg ist das aktuelle EU-Gesetz für weltweiten Waldschutz, das unter anderem für Soja, Palmöl, Rindfleisch, Kaffee und Kakao gilt. Inhaltlich geht es dabei um die Rückverfolgbarkeit eines Produktes bis zum Ort der Herstellung. Produkte müssen außerdem „entwaldungsfrei“ sein, dürfen also nicht mit Waldzerstörung in Verbindung stehen.