So manche Begriffe aus der Welt der Wissenschaft und aus dem Bereich der Nachhaltigkeit sind gar nicht so einfach zu verstehen. Aber keine Sorge – in unserer neuen Serie „Einfach erklärt“ brechen wir komplexe Themen und Fachbegriffe auf verständliche Worte herunter. So wird Wissenschaft für euch alltagstauglich, unterhaltsam und spannend!
Was ist ein Urwald?
Ein Urwald ist ein natürlicher, ursprünglicher Wald, der vom Menschen sehr wenig oder gar nicht beeinflusst wurde. Wenn ein Urwald in der Vergangenheit gerodet oder genutzt wurde, kann er erst dann wieder als Urwald bezeichnet werden, wenn genügend Zeit seit der Nutzung vergangen ist. Urwälder, auch Primärwälder genannt, sind stabile und komplexe Ökosysteme, die Störungen besser überwinden können als artenärmere und uniforme Wirtschaftswälder.
Riesige Bäume, dichte und alte Baumbestände, große Totholzmengen, humusreicher Boden und Pflanzen in unterschiedlichen Entwicklungsstadien – das alles sind Besonderheiten eines Urwaldes.
Urwälder sind von einem enormen Artenreichtum geprägt. Sie haben global gesehen nach wie vor eine große Bedeutung für den Artenschutz. Durch ihre Vielfalt an Pflanzen und Tieren sind diese Wälder robust, widerstandsfähig und werden dadurch weniger von Krankheiten befallen. Ihre Fähigkeit, Kohlenstoff in großen Mengen binden zu können, macht sie darüber hinaus zu wichtigen Ökosystemen im Kampf gegen die Klimakrise.
Gibt es überhaupt noch Urwälder?
Größere Urwaldgebiete gibt es aktuell noch in den Regenwäldern rund um den Äquator – über die wir bereits in diesem Artikel näher berichtet haben – oder in den Nadelwäldern Sibiriens. Russland, Kanada, Brasilien und die demokratische Republik Kongo sind die Länder mit der größten Fläche an Urwald weltweit. Aber auch in den USA und in Europa sind noch einige wenige Urwälder zu finden.
Europas letzte Urwälder
Derzeit werden nur mehr etwa 2,2 % der europäischen Wälder als Urwälder bzw. Naturwälder bezeichnet, da hunderttausende Hektar europäischer Urwald in den vergangen Jahrzehnten bereits verloren gegangen sind. Kaum vorstellbar, aber vor etwa 6000 Jahren war das heutige Europa zu 80 % von Wald bedeckt – heute sind nur mehr 40 % in Europa bewaldet.
Der Großteil der Urwälder in Europa liegt in den Karpaten in der Ukraine, Rumänien und in der Slowakei. Besonders Rumänien besitzt viel Urwaldfläche. Sogar in Österreich existieren noch Urwaldreste von wenigen Hektar: der Rothwald im Wildnisgebiet Dürrenstein-Lassingtal ist beispielsweise der größte zusammenhängende Fichten-Tannten-Buchen-Urwald Mitteleuropas. Und auch in den österreichischen Nationalparks Hohe Tauern und Gesäuse sind noch einige kleine Urwaldreste auffindbar.
Wenn du dir einen genaueren Überblick über die letzten Urwälder Europas schaffen möchtest, kannst du dir hier eine Landkarte zum Schutz unberührter Wälder von der Humboldt-Universität zu Berlin ansehen. In dieser Karte sind 1,4 Millionen Hektar an Urwald, die sich in 34 verschiedenen europäischen Ländern befinden, eingezeichnet.