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Fast Fashion – Ein kritischer Blick in den Kleiderschrank

Die globale Modeindustrie und vor allem die Fast Fashion Industrie produziert in kürzester Zeit immer mehr und immer billigere Kleidung. Viele junge Menschen werden durch kurzlebige Trends und mithilfe von Rabattaktionen dazu verführt, regelmäßig Fast Fashion einzukaufen.

Was ist Fast Fashion überhaupt?

Das Phänomen Fast Fashion ist ein Geschäftsmodell des Modehandels und basiert auf dem Prinzip, in kürzester Zeit eine große Anzahl an Kollektionen anzubieten. Dabei wird Kleidung oft in geringer Qualität und zu einem günstigen Preis verkauft. Anstatt wie früher zwei Kollektionen pro Jahr – eine Frühjahrs/Sommerkollektion und eine Herbst/Winterkollektion – anzubieten, bringen heute Modemarken in vielen Ländern über 20 Kollektionen jährlich heraus. Fast Fashion führt zu Schnäppchenkäufen, Überkonsum und zu einer Wegwerfmentalität der Konsument:innen. Pro Jahr werden weltweit zwischen 80 und 150 Milliarden Kleidungsstücke produziert. Kund:innen kaufen im Vergleich zum Jahr 2000 um 60 % mehr Kleidungsstücke, werfen diese aber auch schneller weg. Wenig getragene oder nie genutzte Fast Fashion Teile verbringen nicht mal ein Jahr im Kleiderschrank, bevor sie wieder aussortiert werden.

Große Mengen an Kleidungsstücken

Auch der Online-Handel wird immer mächtiger und die Bindung zwischen Kund:innen und Modemarken durch Social Media Marketing wird enger. Das chinesische Unternehmen Shein ist mittlerweile mehr wert als H&M und Zara zusammen und bietet im eigenen Online-Shop bis zu tausend Artikel täglich an. Die Überproduktion weckt vor allem bei jungen Menschen eine große Kauflust und das Gefühl, immer etwas Neues besitzen zu müssen. Der Konsum von Schnäppchen löst nach dem Kauf oft Glücksgefühle aus, da man um wenig Geld viele neue Teile erstanden hat. Wenn ein T-Shirt für drei Euro gekauft wird, ist es nicht schlimm, wenn sich die Naht beim ersten Mal Waschen löst. Das Produkt kann ohne Probleme am nächsten Tag wieder neu gekauft werden. Der Anspruch auf Qualität sinkt bei vielen Menschen, wenn der Produktpreis sehr niedrig ist.

Der Ursprung von Fast Fashion

In den 1980er Jahren wurden zwei Drittel der weltweit getragenen Kleidung in China hergestellt. Um noch billiger produzieren zu können, verlagerte sich die Herstellung in den letzten 20 Jahren nach Süd- und Südostasien, wo die Löhne nach wie vor niedrig waren. Gegenwärtig werden auch Länder wie Myanmar und Äthiopien von Modefirmen als Standorte ausgewählt, um noch günstiger produzieren zu können.  

Fast Fashion und die wahren Kosten

Das gegenwärtige Modesystem führt zu einer hohen Produktionsgeschwindigkeit, extrem kurzer Nutzungsdauer und darüber hinaus zu großen Umweltbelastungen.

Ökologische Folgen

Fast Fashion steht für eine schlechte Ökobilanz. Betroffen sind insbesondere die Bereiche Wasser und Abwasser, CO2-Emissionen, Abfälle und die Verwendung von Chemikalien zum Färben von Textilien. Weltweit verursacht die Modeindustrie derzeit mehr CO2-Emissionen als die gesamte Luft- und Schifffahrt zusammen, der Wasserverbrauch ist enorm. Für die Herstellung von einem Kilo Baumwolle werden rund 11.000 Liter Wasser benötigt. Durch die Baumwollproduktion der letzten Jahrzehnte sind beispielsweise bereits 90 % des Aralsees an der Grenze zwischen Usbekistan und Kasachstan ausgetrocknet. Der Aralsee war einst einer der größten Binnenmeere der Welt.

Kleidung landet nach ihrer Nutzungszeit häufig auf Deponien oder wird verbrannt. Auch Altkleider sind mittlerweile ein weltweites Problem. Ein Großteil der gebrauchten Kleidung wird in afrikanische Staaten, vor allem nach Ghana verschifft. Aber auch in der Atacama Wüste in Chile werden tausende Tonnen ausrangierte Kleidung aus Europa gelagert, um diese in die USA oder nach Asien weiterzuverkaufen. Da es aber ein so mächtiges Angebot an Kleidung gibt, häufen sich Berge an Textilabfällen in der chilenischen Wüste an. Die Fast Fashion Industrie ist zudem verantwortlich für die Umweltverschmutzung durch giftige Chemikalien und Mikroplastik, das sich in synthetischer Kleidung befindet und über verschiedene Wege in die Umwelt gelangt.

Baumwolle am Feld
Mikroplastik unter der Lupe

Soziale Folgen

Auch die sozialen Folgen von Fast Fashion sind verheerend. Die Produktion von Mode wird in Länder des Globalen Südens verlagert, da es dort geringe Umweltstandards und niedrige Lohnniveaus gibt. Die schlechte Bezahlung von Textilarbeiter:innen in Billiglohnländern ermöglicht überhaupt erst den Fast Fashion Konsum von Konsument:innen weltweit. Laut der Cleanclothes Kampagne zahlte mit Stand 2019 kein einziges der 45 untersuchten Fast Fashion Modemarken einen existenzsichernden Lohn an die Arbeiter:innen. Vor allem in Bangladesch wird nach wie vor ein Großteil der Kleidungsstücke produziert. Neben China ist das Land der zweitgrößte Textilproduzent der Welt. Aber nicht nur billige Kleidung sondern auch teure Designermode wird häufig unter ähnlich prekären Bedingungen produziert. Wie schon in unserem Artikel über nachhaltige Schuhe erwähnt wurde, sind die Lieferketten in der Modebranche meist intransparent und Teile der Produktion finden in Heimarbeit statt. Aber nicht nur China und Bangladesch, sondern auch in Europa gibt es Produktionsländer wie Rumänien oder Bulgarien, die weiterhin schlechte Löhne für Näher:innen bezahlen.  

Slow und Fair Fashion als Gegenmodelle

Wenn wir so weitermachen wie bisher, wird die Kleiderproduktion stetig weiterwachsen und bis zum Jahr 2050 dreimal so groß sein wie jetzt. Um dagegenzusteuern, braucht es nachhaltige Modelle wie die Slow Fashion- bzw. Fair Fashion-Bewegung. Diese Konzepte stehen für einen bewussten, nachhaltigen und entschleunigten Modekonsum. Dabei soll Mode unter fairen und ökologischen Bedingungen produziert werden. Neben alternativen Modellen zur Fast Fashion braucht es aber auch ein Umdenken in der Gesellschaft. Kleidung sollte generell weniger konsumiert und dafür entsprechend geschätzt, gepflegt und wieder repariert werden. Vor allem die Nutzung von Second-Hand Kleidung und Kleidertauschaktionen stellen im Kampf gegen die Verschwendung wirkungsvolle Alternativen dar. Wenn du mehr über die Arbeitsbedingungen bei verschiedenen Modemarken wissen willst, kannst du dich bei der europäischen Kampagne Fashion Checker informieren. In der Kampagne wird unter anderem gefordert, dass Modeunternehmen zukünftig existenzsichernde Löhne zahlen müssen.

Slow Fashion / Wear-Repair-Remake-Repeat

Quellen

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