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Die Kraft der Pilze – Recycler und Umweltsanierer

Der erste Teil dieser Beitragsreihe (klick HIER) behandelte das Thema Pilz rund um seine Funktionen im Bereich Ernährung. Womöglich weit weniger bekannt sind die erstaunlichen Fähigkeiten von Pilzen als leistungsstarke Zersetzer und Recycler, weshalb sie für den Kampf gegen Umweltzerstörung von großer Bedeutung sind.  

Pilze als Grundstein unseres Ökosystems

Pilze spielen eine entscheidende Rolle in Ökosystemen, indem sie dank ihrer stark absorbierenden Eigenschaften und weit verzweigten Myzelstrukturen (Myzel ist sozusagen das Wurzelgeflecht des Pilzes) Nährstoffe aus zersetztem Pflanzenmaterial aufnehmen und diese effizient an andere Pflanzen und Bäume weiterleiten. Ihre natürliche Fähigkeit, als hochwirksame Zersetzer und Verteiler von Nährstoffen, bildet das Fundament nahezu aller Ökosysteme.

Als Fundament des Ökosystems bieten Pilze eine stabile Grundlage für das Wachstum und Gedeihen vieler Lebensformen. Ihre Symbiose mit Pflanzen, Mykorrhiza genannt – eine enge Verbindung zwischen Pilzwurzeln und Pflanzenwurzeln – ermöglicht es den Pflanzen, Nährstoffe effizienter aufzunehmen. Dies stärkt nicht nur das Pflanzenwachstum, sondern fördert auch die Artenvielfalt und sorgt dafür, dass unsere Ökosysteme widerstandsfähig bleiben.

zwei Pilze im Moos

Gleichzeitig agieren Pilze als die ultimativen Recycler der Natur. Sie zersetzen organische Materialien wie abgestorbene Pflanzen, Blätter und tote Tiere, indem sie komplexe Verbindungen in einfachere Bestandteile aufspalten. Dieser Prozess des Abbaus setzt Nährstoffe frei, die dann wieder in den Boden zurückgeführt werden und so den Kreislauf des Lebens unterstützen. Ohne Pilze würden Nährstoffe in totem Material gebunden bleiben, und die natürliche Regeneration der Böden wäre stark beeinträchtigt.

Mykosanierung - Pilze als Umweltsanierer

Mykosanierung ist eine innovative und umweltfreundliche Methode zur Reinigung kontaminierter Böden und Wasserquellen, bei der Pilze gezielt eingesetzt werden, um Schadstoffe abzubauen oder zu entfernen.

Die Forschung belegt eindrucksvoll, dass Pilze aufgrund ihrer außergewöhnlichen Fähigkeit, Schadstoffe abzubauen und zu eliminieren, ein vielversprechendes Instrument für eine nachhaltige und effektive Umweltsanierung darstellen. Doch wie gelingt es diesen ungewöhnlichen Organismen, die Erde von gefährlichen und giftigen Substanzen zu reinigen?

Pilze besitzen mehrere Mechanismen, durch die sie zur Wiederherstellung des Bodens beitragen können. Einer dieser Mechanismen ist der biologische Abbau: Hierbei setzen Pilze eine Reihe kraftvoller Enzyme frei, die in der Lage sind, komplexe Moleküle in einfachere Verbindungen zu zerlegen, welche der Pilz dann aufnehmen kann. Besonders effektiv sind Pilze im Abbau komplexer organischer Schadstoffe wie polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe (PAK), Pestizide und Ölprodukte. Diese Fähigkeit macht sie zu einem wertvollen Werkzeug bei der Sanierung von Böden, die durch industrielle Aktivitäten, Landwirtschaft oder Ölverschmutzungen belastet sind.

Pilz auf Laubboden

Ein weiterer bedeutender Prozess ist die Bioakkumulation: Pilze haben die bemerkenswerte Fähigkeit, Schadstoffe aus ihrer Umgebung aufzunehmen und in ihrem Gewebe zu speichern. Im Laufe der Zeit werden diese Schadstoffe dann in weniger schädliche Verbindungen umgewandelt, was zu einer langfristigen Reduktion der Umweltbelastung beiträgt. Zwei Einsatzgebiete dafür sind:

  • Schwermetallbindung und -reduktion: Einige Pilze können Schwermetalle wie Blei, Cadmium und Quecksilber aus dem Boden aufnehmen und in ihrem Myzel, dem Pilzgeflecht, speichern. Diese Schwermetalle können dann entweder in einer stabilen Form gebunden werden, die weniger schädlich ist, oder in den Pilzbiomasse eingebaut und später sicher entsorgt werden. Dadurch wird die Mobilität und Verfügbarkeit dieser toxischen Metalle im Boden reduziert, was das Risiko für Pflanzen, Tiere und Menschen verringert.
  • Sanierung von kontaminierten Standorten: Pilze können gezielt auf kontaminierten Flächen ausgebracht werden, um dort die Schadstoffbelastung zu reduzieren. Diese Technik wird häufig in Kombination mit anderen biologischen Sanierungsmethoden eingesetzt, um eine umfassendere Reinigung zu erzielen. In einigen Fällen können Pilze sogar dazu beitragen, die toxische Wirkung von Schadstoffen zu neutralisieren, sodass der Boden wieder sicher für landwirtschaftliche oder ökologische Zwecke genutzt werden kann.

Fazit

Die Kraft der Pilze offenbart sich in ihrer außergewöhnlichen Fähigkeit, ökologische Prozesse zu unterstützen und Umweltprobleme zu lösen. Diese faszinierenden Organismen sind nicht nur unverzichtbar für den Nährstoffkreislauf und die Bodenfruchtbarkeit, sondern auch für ihre Rolle als natürliche Recycler und Schadstoffabbauer. Durch ihre Fähigkeit zur biologischen Zersetzung und zur Aufnahme von Toxinen tragen Pilze erheblich zur Sanierung verschmutzter Böden und Gewässer bei. In ihrer bescheidenen Form vereinen Pilze also immense Kräfte, die weitreichende positive Auswirkungen auf unsere Umwelt und unsere landwirtschaftlichen Systeme haben.

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